Dem Erfolgsautor und Journalist Lorenz Beckhardt ist mit seinem autobiografischen Werk „Der Jude mit dem Hakenkreuz: Meine deutsche Familie“ ein deutschlandweiter Beststeller gelungen. Einen beeindruckenden Einblick in das bewegte Leben der Familie Beckhardt gewährte der Erfolgsautor am Pfingstmontag rund 70 „Leseratten“, die auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Marcus Held und des Oppenheimer Geschichtsvereins an einer interaktiven Buchlesung mit dem gefragten Künstler teilnahmen. Denn die zentralen Begriffe des Meisterwerks, wie etwa „Heimat“ und Zugehörigkeit“, waren vor dem Hintergrund der rheinhessischen Familiengeschichte der Beckhardts für die Runde aktueller denn je. „Die Geschichte Rheinhessens bringt auch im Jubiläumsjahr immer wieder neue Erkenntnisse hervor und stößt zum Nachdenken über uns, unsere Identität und unseren Umgang mit der Geschichte an“, bilanzierte Schirmherr Marcus Held im Casino-Saal des Merian Hotels nach dem gut zweistündigen Streifzug durch das Leben des Autors und seiner Familie.

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In die Rolle des Protagonisten schlüpfte in den Erzählungen und Anekdoten des Autobiographen der im rheinhessischen Wallertheim geborene Fritz Beckhardt, Großvater des Erfolgsautors. Dieser kämpfte als Sohn einer rheinhessischen Kaufmannsfamilie im ersten Weltkrieg für sein Heimatland und kehrte als gefeierter Kriegsheld und Kampfpilot nach Hause zurück. Das Jagdflugzeug, das kurz vor Kriegsende auf einer Wiese vor seinem Heimatort Wallertheim umjubelt landete, zierte ein Hakenkreuz. Damals handelte es sich beim Hakenkreuz noch um unschuldiges Sonnensymbol und diente als Glücksbringer für den Wallertheimer Kriegshelden. Keine 15 Jahre später wendete sich allerdings das Blatt und Fritz Beckhardt musste als jüdischer „Volksschädling“ nach der Gefangenschaft im KZ Buchenwald die Flucht aus seiner geliebten Heimat ergreifen.

Buchlesung Oppenheim Mai 2016 (8) Diese für die Familie Beckhardt tragische Zeit beschrieb sein Nachfahre Lorenz Beckhardt ebenso ergreifend, wie die harten Jahre des Wiederaufbaus. Mit großem Fachwissen und jeder Menge Leidenschaft skizzierte der Buchautor die eigene Familiengeschichte und stellte das persönliche Schicksal in politische Zusammenhänge. So berichtete er von „schier unglaublichen Gerichtsprozessen im Zuge der Wiedergutmachung“ und konstatierte dennoch als Sprachrohr für seinen verstorbenen Großvater: „Mein Großvater war ein fanatischer Patriot – und zwar bis zu seinem Tod.“ Am Ende der bewegenden Aufarbeitung einer schier unglaublichen Familiengeschichte bilanzierte Johanna Stein vom ortsansässigen Geschichtsverein: „Die stetig fortschreitende Ausgrenzung der Juden wird in dem Buch gut beschrieben. Leider erkenne ich so manche Mechanismen auch in der heutigen Zeit mit dem Islam wieder. Wir müssen eine stärkere Sensibilität für solche Tendenzen entwickeln.“

Buchlesung Oppenheim Mai 2016 (6)