06 Feb 2016
Februar 6, 2016

Flüchtlings-Odyssee findet Happy End

GAU-ODERNHEIM Einen beeindruckenden und emotionalen Beweis für die Kraft der Mitmenschlichkeit liefert die bewegende Geschichte der syrischen Familie Nasser. Für deren Unterbringung in Gau-Odernheim haben sich Familie Philippi und ich uns tatkräftig seit 2015 eingesetzt. Lesen Sie hier die Hintergründe – Durch Familie Philippi eindrucksvoll selbst beschrieben:

„Endlich angekommen: Familie Nasser aus Homs/ Syrien hat in Alzey eine neue Bleibe gefunden.

Nach vielen Wochen, unzähligen E-Mails und Telefonaten hat es endlich geklappt. Die syrische Familie Rame Nasser, seine Ehefrau Ghenwa und der zweijährige Tarek, konnten nach einer wahren Flucht – Odyssee ihr neues Zuhause in Alzey-Dautenheim beziehen. Die kleine Familie musste das vom Krieg zerrüttete Syrien verlassen, um zumindest ihr Leben zu retten. Sie haben alles verloren: ihre Familien, die vielen Freunde, ihr Haus, ihre Arbeit. Sie hatten sich auf den Weg gemacht mit dem Ersparten, Wechselkleidung und den beiden Handys, über die sie Kontakt halten, den kleinen Tarek beschäftigen mit Fotos aus der Heimat und nun auch Deutsch lernen können.
Das erste Treffen zwischen den drei Flüchtlingen und der Familie aus Gau-Odernheim war eigentlich Zufall. Sie haben sich kennengelernt, als die jungen Syrer in der Turnhalle in der Bleichstraße in Alzey untergebracht waren. Bei einem Spaziergang über das Winzerfest, Karussellfahrt und Luftballon fliegen lassen entstanden erste Gespräche, Telefonnummern wurden getauscht und weitere Treffen geplant. Als die Familie dann recht plötzlich in eine Turnhalle in der ehemaligen Polizeischule nach Hahn umgesiedelt wurde, wurde es etwas schwieriger. Beide Familien trafen sich mehrmals zu kleinen Ausflügen nach Traben-Trabach und Simmern, weiter durfte sich die Flüchtlingsfamilie nicht entfernen. Der kleine Tarek freute sich auf‘s Autofahren, wusste er doch, dass auch immer ein Bilderbuch, ein Ball, Buntstifte oder auch mal ein warmer Schlafanzug im Gepäck waren.
Ende Oktober durften Rame und seine Familie die Halle mit über 250 Flüchtlingen dann verlassen und  eine kleine Souterrainwohnung im Kreis Bad Kreuznach beziehen. Da das Leben in dem 130 Seelendorf kaum Chancen für eine Integration bot, wandten sich die deutschen Freunde an den Bundestagsabgeordneten Marcus Held, der aus Berlin sehr rasch seine Hilfe anbot. Und dann ging alles ganz schnell, wenn auch nicht einfach. Da es im Fall der Familie Nasser um eine „Umverteilung“ ging, dies jedoch vergleichsweise ein seltenes Procedere ist, mussten viele Gespräche geführt werden. Erfreulich für die Betroffenen war, dass alle Verantwortlichen ausnahmslos freundlich und hilfsbereit waren. Sowohl der „abgebende“ Kreis Bad Kreuznach, als auch der „aufnehmende“  Kreis Alzey-Worms kooperierte prima und half den deutsch-syrischen Freunden bei der Bewältigung der doch recht zahlreichen bürokratischen Hürden.
Wiederum großes Glück hatte die kleine Familie mit  ihren Vermietern in Dautenheim, Familie Dolch.  Bereits im November hatten die Freunde aus Gau-Odernheim die Wohnungsanzeige in der AZ entdeckt, sofort angerufen, erklärt, dass sie eine Bleibe für eine Flüchtlingsfamilie suchen und waren auf sehr offene Ohren gestoßen. „Das ist überhaupt kein Problem, im Gegenteil, da wollen wir gerne helfen.“, so Herr Dolch am Telefon. Dass die Familie sogar bereit war, die schöne Dachgeschosswohnung in ihrem Mehrfamilienhaus in Dautenheim  einen Monat freizuhalten, überstieg die Erwartungen von Familie Nasser und Familie Philippi.
Kurz vor Weihnachten war es dann endlich soweit. Im Vorfeld konnten die Gau-Odernheimer die Wohnung ein bisschen herrichten. „ Das war eigentlich kein Problem,“ so Ursula Philippi, „wir haben im Freundeskreis nachgefragt und innerhalb weniger Tage ein Kinderbett, Tisch und Stühle, zwei Betten, Lampen, Kleidung und Spielzeug geschenkt bekommen.“ Da die Wohnung bereits über eine Küche verfügt, war die neue Bleibe am 22. Dezember bezugsfertig.

Trotz des Engagements aller Beteiligten, trotz Geduld und manch glücklicher Umstände, ohne den Einsatz von Marcus Held, hätte alles nicht so gut geklappt. Von Anfang an hat sich Herr Held für das Schicksal der Familie interessiert und sich wiederholt für sie eingesetzt. Der kleine Tarek hat seine ersten Tage im Kindergarten Gau-Heppenheim erlebt und auch hier stieß man auf sehr unbürokratische Hilfe. Papa Rame hat sein erstes Fußballtraining beim SC Dautenheim-Esselborn absolviert und die Eltern sind für einen Deutschkurs bei der Volkshochschule Alzey angemeldet.“