Worms – „Das Thema Suchtkrankheit ist auch in der heutigen Zeit nicht gesellschaftsfähig.“, wie Marcus Held bei einem Besuch des Diakonischen Werkes Worms Alzey feststellen musste. Deshalb macht es sich der SPD-Bundestagsabgeordnete künftig zur Aufgabe, das Thema in der öffentlichen Debatte präsent zu halten. Denn nur wenn Menschen mit einer Suchtkrankheit das Gefühl haben, dass sie damit nicht alleine sind und es kein Grund zum Scham gibt, erst dann können die sozialen Beratungszentren noch mehr Menschen weiterhelfen, so Held. Aus einem Gespräch mit der Leiterin des Diakonisches Werkes Worms-Alzey, Anne Fennel, hat der Politiker erfahren: „Beim Großteil der Suchtkranken handelt es sich um eine anonyme Masse. Viele haben einen Beruf und Familie, leben also in einem sozialen Kontext.“, wie Fennel erklärte.

Beratung als erster Schritt aus der Sucht

Um sich einen Überblick über das derzeitige Angebot der Fachstelle an den Standorten Worms und Alzey zu verschaffen, erkundigte sich Held anschließend nach den verschiedenen Möglichkeiten der Betreuung für Hilfesuchende.

„Damit ich einem Betroffenen die richtigen Anlaufstellen nennen zu kann, muss ich mir vorher selbst ein Bild von der Lage und dem Angebot im Wahlkreis machen.“

, so der MdB.

In den Fachstellen der Diakonie Worms-Alzey werden suchtrelevante Themen professionell aufgegriffen und bearbeitet. Anne Fennel betonte jedoch, dass es bei vielen Hilfesuchenden nur bei einer Beratung bleibt und es nicht zu einer Therapie kommt. Laut eines Sachberichts der Diakonie kamen im Jahr 2012 244 Klienten in die Fachstelle am Standort Worms, 166 Klienten an den Standort Alzey. Insgesamt kam es an beiden Standorten zu rund 1700 Kontakten mit Hilfesuchen. Hat sich ein Klient nach einer Beratung für eine Therapie entschieden, wird für denjenigen ein individuelles Konzept erstellt, so Fennel weiter. Dabei wird nicht nur zwischen stationärer und ambulanter Behandlung unterschieden, sondern es werden auch Kombinationsmöglichkeiten in Betracht gezogen. Weiterhin nahm Held aus dem Gespräch mit, dass nach heutigen Erkenntnissen ein Rückfall nicht gleichbedeutend mit dem Scheitern ist: „Hier gilt es, den Rückfälligen zu motivieren, um einen neuen Anlauf zu starten.“

Auch Zustand des Wormser Obdachlosenheims stärker thematisieren 

Neben dem Thema Suchtberatung erkundigte sich Held außerdem darüber, ob und inwieweit das Diakonische Werk Worms-Alzey in die Arbeit im Wormser Obdachlosenheim in der Hafenstraße involviert ist. Dieses hatte der SPD-Mann während des Bundestagswahlkampfs besucht und erinnerte sich im Gespräch zurück: „Der Zustand der Einrichtung hat mich erschüttert. Dort herrschen menschenunwürdige Zustände.“ Hierfür erhielt der Politiker Zustimmung von Seiten der Diakonie, ehe er der Diakonie-Leiterin den Vorschlag unterbreitete, „in Zukunft in Kooperation zwischen den Sozialverbänden und der Politik mehr Druck zu machen.“ 

Freude über Fortsetzung des Projekts „Soziale Stadt“ 

Viel Einigkeit und ein Auftrag an die Politik war auch das Ergebnis eines Austauschs über das Projekt „Soziale Stadt“ im Wormser Süden. Auch hier wollte Held wissen, wie er als Vertreter für den Wahlkreis künftig in Berlin tätig werden könne. Zwar wurde dem Projekt für zwei weitere Jahre die finanzielle Unterstützung des Landes zugesichert, aber Held wollte auch eine längerfristige Einschätzung hören. „Es ist zwar beruhigend zu wissen, dass in den kommenden zwei Jahren Gelder fließen werden, aber es muss auch darüber hinaus Hilfe garantiert werden. Denn was im Wormser Süden in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, das ist wirklich vorbildlich.“, so Held. Fennel machte daraufhin deutlich, wie wichtig es sei, die „sozialflankierenden Maßnahmen“ vor Ort aufrecht zu erhalten. Konkret wünscht sie sich deshalb die Aufrechterhaltung des Quartiersmanager-Postens sowie Maßnahmen zur Erwachsenenbildung. Held verwies in diesem Zusammenhang abschließend auf die im Koalitionsvertrag vereinbarten Mittelerhöhungen für die Städtebauförderung.