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Gibt es doch genug Wohnraum?

In den letzten Wochen habe ich mir des Öfteren die Frage gestellt, ob wir in Deutschland doch genug Wohnraum haben? Zumindest bei Betrachtung der politischen Diskussionen durch die Parteien habe ich das Thema vermisst. 

Es ist aus meiner Sicht als Immobilienspezialist nicht nur unverständlich, sondern geradezu fahrlässig, dass das Thema Wohnungen und Mieten im Wahlkampf kaum Beachtung gefunden hat. Dabei handelt es sich hier um eines der drängendsten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit, das weitreichende Auswirkungen auf die soziale und wirtschaftliche Stabilität unseres Landes hat. Die Frage, wie wir bezahlbaren Wohnraum schaffen und erhalten können, ist nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch eine der wirtschaftlichen Vernunft. Dennoch wurde dieses Thema in der politischen Debatte oft an den Rand gedrängt – und das, obwohl es Millionen von Menschen direkt betrifft.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In vielen Großstädten und Ballungsräumen sind die Mieten in den letzten Jahren um ein Vielfaches schneller gestiegen als die Löhne. Gleichzeitig fehlen hunderttausende Wohnungen, insbesondere im unteren und mittleren Preissegment. Die Folge ist eine zunehmende Verdrängung von einkommensschwächeren Haushalten aus den Innenstädten, lange Wartelisten für sozialen Wohnraum und eine wachsende Unsicherheit bei Mietern, die sich fragen müssen, ob sie sich ihre Wohnung in Zukunft noch leisten können. Diese Entwicklungen sind nicht nur sozial explosiv, sondern gefährden auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Doch warum wurde dieses Thema im Wahlkampf so stiefmütterlich behandelt? Ein Grund könnte sein, dass die Lösung der Wohnungsfrage komplex und langwierig ist. Es gibt keine einfachen Antworten oder schnellen Lösungen. Vielmehr erfordert es ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen: vom Ausbau des sozialen Wohnungsbaus über die Förderung von Genossenschaftsmodellen bis hin zur Regulierung von Mietpreisen und der Schaffung von Anreizen für private Investoren, in bezahlbaren Wohnraum zu investieren. Vielleicht scheuen Politikerinnen und Politiker davor zurück, sich in der kurzen Zeit eines Wahlkampfs mit solch komplexen Themen auseinanderzusetzen, die keine einfachen Wahlversprechen zulassen.

Ein weiterer Faktor könnte sein, dass die Interessenlagen in der Wohnungspolitik oft stark divergieren. Auf der einen Seite stehen Mieterinnen und Mieter, die dringend auf Entlastung angewiesen sind. Auf der anderen Seite stehen Eigentümer und Investoren, die ihre Renditen sichern wollen. Hier einen Ausgleich zu finden, ist eine politische Gratwanderung, die nicht immer populär ist. Doch genau darin liegt die Verantwortung der Politik: Sie muss den Mut haben, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und langfristige Strategien zu entwickeln, auch wenn diese nicht sofort sichtbare Erfolge bringen.

Hinzu kommt, dass die Wohnungsfrage oft als regionales Problem wahrgenommen wird – als ein Thema, das vor allem Großstädte betrifft. Doch das ist ein Trugschluss. Auch in ländlichen Regionen gibt es Herausforderungen, sei es durch Leerstand, mangelnde Infrastruktur oder die Schwierigkeit, bezahlbaren Wohnraum für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie junge Familien oder Senioren zu schaffen. Die Wohnungsfrage ist also ein flächendeckendes Problem, das eine bundesweite Strategie erfordert.

Als Immobilienspezialist sehe ich täglich, wie dringend Handlungsbedarf besteht. Es braucht eine kluge Kombination aus staatlichen Eingriffen und marktwirtschaftlichen Anreizen, um das Wohnungsangebot zu erhöhen und die Mieten bezahlbar zu halten. Dazu gehören nicht nur der Bau neuer Wohnungen, sondern auch die bessere Nutzung bestehender Ressourcen – etwa durch die Umwandlung von Büroflächen in Wohnraum oder die Förderung von innovativen Wohnkonzepten wie Tiny Houses oder Mehrgenerationenwohnen.

Es ist bedauerlich, dass diese Themen im Wahlkampf keine größere Rolle gespielt haben. Denn ohne eine konsequente und langfristige Wohnungspolitik werden die sozialen Spannungen in unserer Gesellschaft weiter zunehmen. Die Politik muss endlich erkennen, dass bezahlbarer Wohnraum keine Luxusfrage ist, sondern eine Grundvoraussetzung für ein stabiles und gerechtes Gemeinwesen. Es ist an der Zeit, dass wir dieses Thema mit der Dringlichkeit behandeln, die es verdient – und das nicht nur alle vier Jahre im Wahlkampf, sondern kontinuierlich und mit langem Atem.

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